PROJECT ON-FARM
TITEL DES PRAXISBEISPIELS
Nachhaltige Schweinehaltung
IDENTIFIKATION DES PRAXISBEISPIELS
Rahmendaten
Buitengevonevarken
Land
- Niederlande
Name des Betriebs
- Einzelbetrieb
Landwirtschaft
- Tierzucht
Direktvermarktung
- Ab-Hof Verkauf
DER BETRIEB
Josse Haarhuis ist 24 Jahre alt, er ist Landwirt und Unternehmer. Sein Betrieb heißt Buitengewonevarken. Er züchtet Schweine, die ihr ganzes Leben lang im Freien gehalten werden, und er verkauft das Fleisch, von etwa 400 Schweinen pro Jahr, direkt an Restaurants und Verbraucher:innen. Die Schweine werden alle zwei Wochen in einem kleinen Schlachthof in der Nähe geschlachtet, und anschließend wird das Fleisch an einen lokalen handwerklich arbeitenden Metzger weitergegeben, der es zu den Endprodukten verarbeitet. Der letzte Schritt der Kette liegt wiederum in den Händen von Josse, der die Fleischprodukte einmal in der Woche an seine Kunden ausliefert. Der Betrieb wurde vor vier Jahren von Josse zusammen mit einem Geschäftspartner gegründet. Er gründete das Unternehmen im letzten Jahr seines Studiums und machte im selben Jahr auch seinen Abschluss (er studierte Tiergesundheit und Tierverhalten). Sein Ziel war mit Schweinen zu arbeiten und ein Unternehmer sein, der sich auf den Tierschutz konzentriert. Sein momentanes Ziel ist es allerdings, 500 geschlachtete Schweine pro Jahr zu erreichen. Die Schweine erreichen ihr Schlachtgewicht nach ungefähr 9-12 Monaten. Die Freilandhaltung wirkt sich auf das Wachstum aus. Wenn die Schweine die Weiden von Gras und Unkraut befreien sollen, wird weniger zu gefüttert. Dadurch wachsen die Schweine aber auch langsamer. Der Betrieb beliefert insgesamt etwa 200 verschiedene Restaurants, im Durchschnitt etwa 40 pro Woche. Die meisten Restaurants bestellen das Fleisch über WhatsApp oder über die Webseite. 10 Prozent der Produktion wird von Privatpersonen abgenommen.
WODURCH ZEICHNET SICH DER BETRIEB AUS?
1. Eine der wichtigsten Neuerungen, die vor kurzem eingeführt wurde, ist die Nutzung einer Online-Datenbank. Diese erfasst die Schweine und die im Lager verfügbaren Fleischwaren. Sie hilft dabei die Verfügbarkeit der Produkte im Auge zu behalten und zu wissen, wie effizient das ganze Schwein genutzt wurde. So kann auch festgestellt werden, welche Produkte schnell abgesetzt werden. Dieses Wissen wird genutzt, um gemeinsam mit dem Metzger die Fleischverarbeitung anzupassen.
2. Die zweite Innovation ist die tierwohlorientierte Haltung. Aufgrund der Freilandhaltung müssen die Schweine vor der Schlachtung eingefangen werden. Damit dies weniger Stress erzeugt, erfolgt die Fütterung regulär in einem Holzkäfig, in dem die Tiere später festgehalten werden, um sie von der Herde zu trennen und zur Schlachtung zu fahren. Dadurch kennen die Schweine den Käfig und das Einfangen erzeugt wesentlich weniger Stress bei dem einzelnen Tier.
3. Auch die Kastration der Ferkel erfolgt so, dass das Mutterschwein das nicht mitbekommt. Dazu wird das Mutterschwein grundsätzlich abseits der Ferkel gefüttert und die Kastration während der Futterzeit des Mutterschweins durchgeführt.
4. Die letzte Innovation ist die Verwendung von speziellem Zusatzfutter: Es werden Abfälle aus der Bierherstellung und auch Pellets aus Brot- und Backwarenresten verwendet. Die Schweine werden nur mit Abfällen aus unserem Lebensmittelsystem gefüttert, so dass keine zusätzliche Energie und kein Land für die Herstellung von zusätzlichem Tierfutter verbraucht wird.
WARUM UND WIE KAM ES ZU EINER STRATEGIEÄNDERUNG UND INNOVATIONSEINFÜHRUNG?
Die Einführung der genannten Verfahren dienen einerseits dem Tierwohl und andererseits der Qualität und Nachhaltigkeit der Produktion.
WELCHE HERAUSFORDERUNGEN GAB ES?
Schweine ganzjährig im Freien zu halten ist eine Herausforderung. Aufgrund des Wetters starben in den letzten Jahren einige Ferkel und Schweine. Eine weitere Herausforderung stellte die Einführung des Holzkäfigs zur Fütterung und zum Einfangen dar. Anfangs wurde ein leichter Käfig verwendet, der allerdings von den Schweinen aufgebrochen werden konnte. Ein massiverer Käfig hat das Problem gelöst.
REFLEKTION DER ERGEBNISSE
Der Landwirt bewertet die letzten vier Jahre sehr positiv.
ERFAHRUNGEN UND AUSBLICK
Im Nachhinein würde Landwirt Josse nichts anders machen, denn aus jedem Fehler kann gelernt werden. Er ist auch sehr stolz darauf, dass für den Transport der Ferkel nur noch Elektrofahrzeuge genutzt und auf dem Hof Solarzellen verwendet werden. Der nächste Schritt ist es, ein eigenes Kühlhaus zu errichten, anstatt eines zu mieten. Allerdings kann der Hof nur dann weiterwachsen, wenn hohe Qualitätsstandards und ein guter Preis gehalten werden können. Des Weiteren möchte Josse einen Weg finden, alle Teile der Schweine gut zu verkaufen oder zu verarbeiten und somit keinen Abfall zu produzieren. Im Moment ist es insbesondere schwierig die Haut und das Fett zu verkaufen.
ABSCHLIEßENDES
Allgemeine Bewertung
Generell ist es wichtig, dass versucht wird, die Verbraucher:innen in der Stadt und die Erzeuger:innen in den ländlichen Gebieten wieder mehr zusammenzubringen. Josse ist es wichtig, dass jede:r, der oder die Fleisch isst, sich bewusst ist, dass beim Kauf eines Stücks Fleisch ein Tier dafür gestorben ist. Beim Kauf des Fleischs, wird eine Entscheidung getroffen. So wird beim Kauf von billigem Fleisch Massenlandwirtschaft ohne Tierschutz gefördert. Das heißt die Verbraucher:innen haben die Möglichkeit, die Lebensmittelsysteme zu verändern.
Ratschläge und Empfehlungen
Josses Empfehlung ist: „Wenn Sie noch nicht angefangen haben: Suchen Sie sich eine Geschäftsidee, beginnen Sie damit und verfolgen Sie sie. Nehmen Sie sich bei der Arbeit auf dem Hof die Zeit, eine Bewertung vorzunehmen und zu prüfen, was Sie anders machen können, um Ihre Arbeit zu verbessern und die nächste Stufe zu erreichen.“