PROJECT ON-FARM

TITEL DES PRAXISBEISPIELS

Onlineverkauf von Zitrusfrüchten

IDENTIFIKATION DES PRAXISBEISPIELS

Rahmendaten

Ismael’s Farm

Land

  • Spanien

Name des Betriebs

  • Familienbetrieb

Landwirtschaft

  • Ackerbau/Gartenbau

Direktvermarktung

  • Ab-Hof Verkauf
  • Onlineverkauf

DER BETRIEB

Ismael Navarro, 39 Jahre alt, ist ein Bauer aus Valencia. Bevor er 2015 den elterlichen Betrieb übernahm, studierte Informatik. Heute baut er auf etwa sechs Hektar Zitrusfrüchte und neuerdings auch Avocados an. Ab 2017 begann Ismael mit der Direktvermarktung, um die Wertschöpfung seines Betriebs zu steigern. Er schaute sich die Direktvermarktung bei anderen Betrieben an und sah auch für sich Möglichkeiten höhere Einnahmen zu erzielen. Heute erzielt er 75 % seiner Einnahmen aus dem eigenen Online-Shop. Neben ihm arbeitet ein Agraringenieur ganzjährig auf dem Betrieb. Dieser ist verantwortlich für die Schädlingsbekämpfung. Seine Eltern haben noch länger auf dem Betrieb mitgearbeitet, werden nun aber in den Ruhestand gehen. Saisonkräfte helfen bei Bedarf auf dem Betrieb aus.

WODURCH ZEICHNET SICH DER BETRIEB AUS?

Der Betrieb versucht sich wirtschaftlich breiter aufzustellen und nachhaltig und effizient zu wirtschaften. Der Einsatz synthetischer Herbizide konnte um 50 % reduziert werden. Der Betrieb setzt besondere Abdeckungen für eine biologische Schädlingsbekämpfung ein. Wenn es der Platz zulässt, wird der Obstbaumschnitt gehäckselt. Des Weiteren sammelt und analysiert der Betrieb zahlreiche Daten für die Entscheidungsfindung, sowohl im Anbau als auch im Verkauf: So nutzt Ismael beispielsweise eine nahe gelegene Wetterstation, um Regenfälle zu überwachen oder analysiert die eigenen Wirtschaftsdaten. Auf kommerzieller Ebene hat er einen kompletten Paradigmenwechsel vollzogen. Derzeit hat er, unterstützt von E-Commerce-Lösungen, seinen Umsatz verbessert, Marketingkampagnen vorangetrieben und eine Webseite erstellt (masquenaranjas.com). Es nutzt auch soziale Netzwerke, vor allem Instagram und Facebook, aber auch Twitter. Darüber hinaus bietet Ismael agrotouristische Aktivitäten an, wie Führungen in Obstgärten für kleine Gruppen (Familien oder 5-6 Personen). In diesen ca. 3 Stunden werden Besucher:innen über den Betrieb geführt und die Sorten und Reifezeiten der Orangen vorgestellt.

WARUM UND WIE KAM ES ZU EINER STRATEGIEÄNDERUNG UND INNOVATIONSEINFÜHRUNG?

Ismael passte die Produktion an, um nachhaltiger zu wirtschaften. Er sieht in biologischer und mechanischer Schädlings- und Unkrautbekämpfung eine gute Möglichkeit die von der EU vorgegebenen Reduktionsziele für Pestizide zu unterstützten. Außerdem beschneidet er die Bäume. Das ist zwar aufgrund des Aufwands erstmal teurer. Seiner Meinung nach lohnt es sich aber durch Qualität und Ertrag sowie positive Umwelteffekte. Andererseits passte er die Produktion an, um den Betrieb wirtschaftlicher zu führen. Dazu zählen die Direktvermarktung. Bevor er seinen Online-Shop erstellte, entwickelte er Szenarien für seinen Betrieb und verglich die Rentabilität dieser. Darüber hinaus hilft ihm sein Informatikstudium bei der datenbasierten Entscheidungsfindung. So kann er Ertrag und Düngung sowie die Vermarktungszahlen verarbeiten und interpretieren. Das nutzt er, um die Prozesse auf seinem Betrieb zu verbessern.

WELCHE HERAUSFORDERUNGEN GAB ES?

Die Einführung der unterschiedlichen Veränderungen ging mit einigen Herausforderungen einher. Eine Herausforderung war das Investment für neue Maschinen. Würde er weiterhin den Baumschnitt im Feld verbrennen, hätte er sich den Häcksler sparen können. Zudem müssen sich die neuen Ansätze der Schädlingsbekämpfung bei zunehmendem Schädlingsbefall in der Region auch langfristig bewähren.

REFLEKTION DER ERGEBNISSE

Im Rahmen der Betriebsübernahme erneuerte er alte Baumbestände und verkaufte Parzellen, deren Bewirtschaftung in absehbarer Zeit für seinen Betrieb unrentabel sein würden. Einerseits senkte Ismael damit zwar kurzfristig die Produktion, konnte aber die Rentabilität des Betriebs mittelfristig stabilisieren. In Bezug auf den Absatz bewertet Ismael die vorgenommenen Veränderungen positiv: Hätte er die Direktvermarktung nicht aufgebaut, hätte er heute seinen Betrieb aufgeben, verpachten oder verkaufen müssen. Zumindest wäre er mit dein Einnahmen zum Zeitpunkt der Betriebsübernahme wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig.

ERFAHRUNGEN UND AUSBLICK

Seit der Betriebsübernahme von seinen Eltern hat Ismael viel dazugelernt und dabei teilweise Lehrgeld bezahlt. Trotzdem sieht er in vielen Entscheidungen Lernprozesse, die ihm heute helfen den Betrieb erfolgreich zu führen. Und meist konnten Fehler immer noch korrigiert werden. Fehlentscheidungen kamen teilweise aufgrund mangelnder Erfahrung, Pech mit dem Wetter oder anderen Faktoren zustande. Insbesondere die Auswahl von Sorten würde er heute anders treffen und versucht sich jetzt Stück für Stück anzupassen. Ismael möchte seinen Betrieb weiterentwickeln. Dazu plant er weiter in moderne Maschinen und Anlagen zu investieren, um die Effizienz seiner Prozesse zu steigern. Zusätzlich plant er die Direktvermarktung nicht nur innerhalb Spaniens auszubauen, sondern auch außerhalb Spaniens seine Früchte anzubieten, um die Rentabilität weiter zu erhöhen.

ABSCHLIEßENDES

Allgemeine Bewertung

Direktvermarktung ist für ihn eine vielversprechende Strategie für kleine und mittlere Betriebe, um die Wertschöpfung auf dem Betrieb zu steigern. Ohne seinen Online-Shop, da ist sich Ismael sicher, hätte er den Betrieb seiner Eltern nicht weiterführen können. Andere Änderungen hatten eine geringere oder nicht die erhoffte Wirkung. Trotzdem bleibt Ismael mit Leidenschaft Landwirt und arbeitet an der Weiterentwicklung seines Betriebes.

Ratschläge und Empfehlungen

Ismael empfiehlt: „Als Landwirte müssen wir nicht nur unser Land lieben, sondern auch wissen, wie wir unsere Produkte verkaufen können, um ihnen und unserer Arbeit einen Mehrwert zu verleihen. Wir müssen den richtigen Vermarktungsweg finden. Finanzwissen ist grundlegend, da Landwirt:innen Unternehmer:innen sind. Man muss sich auch der Möglichkeiten neuer Technologien bewusst sein. Außerdem gibt es eine wachsende Nachfrage nach Produkten aus Direktvermarktung. Das sind gute Voraussetzungen für kleine Betriebe. Ich ermutige die Menschen, es auszuprobieren und es als Chance für ihr Leben zu schätzen.“